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Frühjahrsputz

Leserbrief: Frühjahr 2009

Zur „vorösterlichen“ Frühlingszeit erfreuen sich alljährlich unsere Sinne an der Erneuerung der Natur unserer irdischen Heimat. Gleiches sollte aber auch für unseren Körper, den „menschlichen Mikrokosmos“ und treuen Gefährten dieser Inkarnation gelten.

Seit alters her ist in fast allen großen Religionen die Praxis des Fastens in den unterschiedlichsten Formen und Motiven, z. B. als Zeichen der Buße, als ein Opfer zur Versöhnung, als Vorbereitung für religiöse Handlungen oder auch als Trauerfasten bekannt. In ihrer Klosterheilkunde nutzten schon die Mönche des Mittelalters das Fasten zur Vorbeugung und Therapie. Eine entscheidende Rolle spielte dabei auch die Entschlackung des physischen Körpers, durch einen freiwilligen Verzicht auf Nahrung, da sich der Mensch nur dann dem Geist öffnen könne ,wenn auch sein Körper „rein“ sei.

Fasten und die religiös-spirituelle Dimension gehören zusammen, wie Körper-Seele - Geist einander bei allen inkarnierten Seelen bedingen. Obwohl wir heute in einem Kommunikations- und Medienzeitalter leben, wird der Dialog mit dem eigenen Körper leider nur allzu oft vernachlässigt. In jedem Menschen steckt ein eigener „innerer Arzt“, der jedoch meistens einem erfolgreichen „Verdrängungsmechanismus“ zum Opfer fiel, und den es nun wieder zu entdecken gilt.

Ein großer „Faster“ unseres Jahrhunderts war der indische Friedenspolitiker Mahatma Gandhi. Er hat mit seinem Satz „Was die Augen für die äußere Welt sind, ist das Fasten für die innere“, die körperlich-seelisch-geistige Einheit als Bedeutung des Fastens klar umrissen. Eine tagelange Fastenerfahrung geht mit einem bewussten „Nein-Sagen“ zuden Ansprüchen und Forderungen des materiellen Körpers einher. Der eigeneFocus verschiebt sich nach innen und betont so die Priorität des Bewusstseinsüber die Physis. Verdrängte Gefühle, unbewusste Konflikte suchen sich nun einen Weg an die „Oberfläche“ und können beleuchtet werden. Die erwachte, aufmerksame Wahrnehmung des Reichtums unserer innerenBilder und der Stimme unseres Herzens ist der erste Schritt auf dem Weg des Los-Lassens vom „Gewohnten“. Unsere geistigen Energien können aus ihrerVerstrickung mit der materiellen Ebene gelöst werden und auf eine spirituelle Stufe gehoben werden.

Das Fasten eröffnet uns die Möglichkeit einen „ganzheitlichen Frühjahrsputz“ zu betreiben, uns von allen Trübungen zu reinigen, damit wir wieder mit demursprünglichen Glanz unseres inneren Kindes in Berührung kommen. Wer am Ende seiner Fastenzeit den frischen Elan und die lebendigenPerspektiven in sich spürt, wird feststellen, dass diese neugewonnene „Leichtigkeit des Seins“ und das erwachte Selbstvertrauen auch in seinem persönlichen Alltag mitschwingen werden.

„Tu deinem Leib etwas Gutes,
damit deine Seele Lust hat,
darin zu wohnen. “
(Theresa von Avila)

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